Eva-Maria Berg | Leseprobe | |||||
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wir haben alle tiere aufgegessen bis auf jene die uns nicht schmecken und haben die gewässer leergetrunken bis auf jene die salzig sind nun stapeln wir die häuser so hoch dass wir den nächsten globus erreichen wo wir wieder von neuem beginnen in: poesiealbum neu „Klimawandel mit Donnerwetter“, 1/2023 Zeitschrift der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik e.V. in der Edition kunst & dichtung, Leipzig 2023 * * * es gibt keinen / rahmen ohne / innen und außen / der rand grenzt ab / grenzt ein grenzt aus / und hindert doch / niemanden ihn / zu überschreiten in: Revue Alsacienne de Littérature N° 137 "marges", (1) 2022 * * * orte für worte / wer kennt sie / nicht all ihre sagen / märchen geschichten / und denkt sich / doch seine eigenen aus / ohne feen und ritter / zauber und kampf / platz um platz / der den menschen einlädt / ihn aufzusuchen / ob einsam und still / belebt oder laut / sich unmittelbar / berühren zu lassen / von seiner magie / und ihn entdecken / wahrnehmen / betreten als wäre / dies immer / wieder von neuem / das erste zugleich / das letzte mal in: Revue Alsacienne de Littérature N° 136 „génie des lieux“ (2) 2021 * * * jasmin ein ort wer nicht fliegen kann lügt statt geschlossenen auges wo auch immer er ist seinem betörenden duft zu folgen ihn inhalierend in irgendeinem verruchten café mit verschwommenen blicken und gedämpften stimmen zwischen wasser pfeifen die den raum vernebeln ohne den blüten ihren zauber zu nehmen in: Revue Alsacienne de Littérature N° 136 „génie des lieux“ (2) 2021 * * * vielleicht gibt es noch das blau die tür mit namensschild unleserlich der hinweis nirgends zu läuten bis sich der eingang öffnet von selbst vielleicht gibt es noch das rot des flurs mit blindem spiegel der allen die nicht hineinschauen möchten ihr wahres gesicht zeigt in: Revue Alsacienne de Littérature N° 136 „génie des lieux“ (2) 2021 * * * das schiff versunken doch nirgends ein meer die mauer trunken am platz St-Sulpice poesie ein rausch weder schall noch rauch bestürzt alle ohren und verheißt die bittere sonne der gezeiten hat weder heute noch irgendwann ausgeweint poème mural: Le bateau ivre d´Arthur Rimbaud rue Férou Paris, du côté de la Place St-Sulpice in: Revue Alsacienne de Littérature N° 136 „génie des lieux“ (2) 2021 * * * als der wind verstummte begannen die flügel sich zu drehen und die luft zu mahlen um die menschen zu beatmen wenn schon nicht zu ernähren Place des Moulins, Marseille in: Revue Alsacienne de Littérature N° 136 „génie des lieux“ (2) 2021 * * * die straßen blockiert hände hoch vom steuer zu fuß unterwegs der kopf ohne navi sucht die richtung und dauer schwer trägt sich der rucksack voller schuhe für all die menschen auf bloßen sohlen einen teppich ausrollen in purpurrot mit blüten bestreut von der ersten und letzten paradiesischen zeit les routes bloquées les mains enlevées du volant marchant sans navigateur la tête cherche la direction et la durée lourd à porter le sac à dos rempli de chaussures pour tous les hommes pieds nus dérouler un tapis de pourpre parsemé de fleurs du premier et du dernier temps paradisiaque traduit grâce á l´aide de Max Alhau in: Décharge N° 189, 2021 * * * der baum der baum ist entwurzelt doch statt zu stürzen kehrt er sich um und steht auf der krone sein stamm zeigt nach oben und trägt alle reste des erdreichs wie kostbare früchte die niemand ihm raubt die straßen tragen die namen der bäume damit die menschen sich ihrer erinnern steht an jeder ecke modell um modell so riesengroß dass es den hoch häusern schatten spendet l´arbre l´arbre est déraciné mais au lieu de s’abattre se retourne et se pose sur la couronne son tronc poind vers le haut et porte tous les restes de la terre comme des fruits précieux que personne ne lui dérobe les rues révèlent les noms des arbres afin que les hommes se souviennent d´eux se tient à chaque coin modèle par modèle si gigantesque qu´elle offre de l´ombre aux gratte-ciel traduit en coopération de Luc Vidal dans: Bacchanales N° 63 au sujet „Nature & poésie“ * * * sich im kreis drehen drehen drehen als ließe sich dem verlies entkommen im taumel der sprache nur den fluss in sich spürend und türmen türmen mit geschlossenen augen hinaus ins offene in: poesiealbum neu / Poesie & Narrheit Anlässlich der 250. Wiederkehr von Hölderlins Geburtstag ist ihm diese Ausgabe gewidmet. 02/2020, S.42 * * * donner des images à l´imaginaire jeden tag etwas anderes sehen im gleichen bild grün statt blau quer statt längs schmal statt breit öl acryl oder tinte glatt oder rauh trocken feucht jeden tag beginnen mit der neuen entdeckung an der wand auf dem tisch am boden im freien sich berühren lassen augen hände bewegen als sei wahrnehmung festzuhalten in: Revue Alsacienne de Littérature N° 133 «images – imaginaires» (1) 2020 * * * der phantasie bilder geben – donner des images à l´imaginaire und die gleiche gestalt so wie ein vogel dem anderen gleicht vielleicht die gestalt in gestalt eines vogels in: Revue Alsacienne de Littérature N° 133 «images – imaginaires» (1) 2020 * * * der phantasie bilder geben – donner des images à l´imaginaire da ist papier zu baum geworden das nest das obst blätter die äste das kind erstaunt mit großen augen es klettert schon hinauf in: Revue Alsacienne de Littérature N° 133 «images – imaginaires» (1) 2020 * * * der phantasie bilder geben – donner des images à l´imaginaire körper sprache sagt der tänzer bescheiden und es fehlt an worten seine virtuosität zu beschreiben in: Revue Alsacienne de Littérature N° 133 «images – imaginaires» (1) 2020 * * * aus dem leeren raum noch atem schöpfen ohne ihn all jenen zu rauben die bereits an schläuchen hängen der letzten nabelschnur des menschen par l´espace vide encore prendre son souffle sans en priver tous ceux qui sont déjà branchés à des tuyaux le dernier cordon ombilical de l´être human in: Recours au Poème N° 201 Mars/Avril 2020 Journal de confinement de nos collaborateurs * * * wenn sogar die wetter vorhersage recht behält der sturm häuser abdeckt und die bewohner an die luft setzt könnten prognosen auch übereinstimmen mit dem ergebnis der wahl anderntags flöge das ei zurück ins nest die katze ließe ab von der maus ein befehl würde die eigene handschrift löschen puisque même les prévisions de la météo tombent juste que la tempête détruit les maisons et souffle sur les habitants les pronostics ne pourraient-ils aussi être d’accord avec les résultats des élections un autre jour l´oeuf volerait vers le nid le chat lâcherait la souris un ordre effacerait son écriture propre Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N° 33, 2020 * * * selbst palmen verneigen sich ungestüm die schreie der möwen warnen davor den fang anderen zu überlassen wer jetzt im cockpit kein fenster hat simuliert sich leicht das blaue vom himmel même les palmiers s´inclinent impétueusement les cris des mouettes avertissent qu’il faut laisser la proie à d’autres qui maintenant dans son cockpit n´a pas de hublot imagine pour soi facilement le bleu du ciel Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N° 33, 2020 * * * anmutig die landschaft für den besucher schmiegen sich hügel an ein ufer bizarr die felsen doch gefahrlos auf abstand und unendlich groß das meer geläufig in all seiner bedeutung die den mythos von untiefe nährt salz streut auf wunden sehnsucht erfüllt menschen belebt menschen ertränkt anmutig der anblick je näher das auge ans wasser kommt desto weiter entfernt sich der horizont paysage charmant pour le visiteur collines se blotissant sur un rivage rochers bizarres mais sans danger à distance et la mer grande infiniment accourue dans toute son acception qui nourrit le mythe de l’abîme verse du sel sur les blessures accomplit les désirs anime les humains noie les humains charmante la vue plus l´oeil s’approche de l´eau d’autant plus recule très loin l´horizon Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N° 33, 2020 * * * aber das licht spricht dagegen nur schwarz zu sehen aber das licht spricht auch von gefahr sich blenden zu lassen statt alle nuancen wahrzunehmen mais la lumière contredit qui ne voit que du noir et la lumière parle aussi du danger de se rendre aveugle au lieu de capter toutes les nuances Traduction: André Ughetto avec l´auteur in: Phoenix N° 33, 2020 * * * zweifel an der eigenen sprache haben zwischen steinen die zahllosen körner sand der sog von wellen strand gut und schaum die gezeiten kennen doch jederzeit überrascht werden können avoir des doutes sur sa propre langue entre des calculs les innombrables grains de sable l’aspiration des vagues épaves et mousses connaître les marées mais à tout instant pouvoir être surpris Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N°33, 2020 * * * woher plötzlich ein solch leiser ton im ohr er trifft das innere stärker als ein lärm vielleicht ist es die alte melodie von neuem oder ein nie vernommenes rufen nahezu still doch eindringlich eine stimme von fern die gehört werden will d´où vient soudain un son si léger à l´oreille il atteint l’âme plus fortement qu´un bruit peut-être est-il celui à nouveau de l’ancienne mélodie ou jamais entendu un appel comme silencieux mais lointaine une voix insistant pour être écoutée Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N°33, 2020 * * * als das kind die augen aufschlug in der nacht wuchs sein vertrauen zur dunkelheit doch es fürchtete sich fortan im hellen das augenlicht zu verlieren chaque fois que l´enfant ouvrait ses yeux dans la nuit sa confiance allait croissant dans l’obscurité pourtant en clair ol craignait désormais de perdre la vue Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N°33, 2020 * weil der blick ungebrochen noch immer das meer sucht tauchen auch menschen auf die erinnern an sommerfrische fisch fang und schifffahrt meist aus vergnügen doch auch aus verzweiflung dem tod zu entfliehen auf eine sichere seite sofern es sie gibt parce que le regard invariablement cherche la mer ainsi aparaissent des personnes qui rappellent la fraîcheur estivale la pêche et la navigation le plus souvent pour le plaisir mais aussi par désespoir fuyant la mort vers quelque bord les protégeant si jamais il existe Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoienix N°33, 2020 * * * weil die menschheit wächst wächst doch nicht die erde wird nur immer schwerer einen fuß vor den anderen zu setzen und die ellenbogen beiseite zu schieben in der enge zu atmen zu sehen zu suchen ob es ein oben ein unten gibt tandis que l´humanité grossit la terre cependant ne grossit pas et il devient de plus en plus difficile de mettre un pied devant l‘autre de jouer des coudes dans un espace rétréci de souffler de voir de chercher s´il y a un haut et un bas Traduction: André Ughetto et l´auteur in: Phoenix N° 33, 2020 * * * der mittag trägt noch die handschrift der trägheit auch wenn das essen kalt wird die türe klappert und die augen weit aufgerissen sind als könnten sie nicht fassen dass es menschen gibt die kommen um ihnen das leben zu rauben midi porte encore l´écriture de l’inaction quand le repas aussi refroidit que la porte claque et que les yeux sont grand ouverts comme s´ils ne pouvaient croire que des hommes viennent pour leur voler leur vie Traduction: André Ughetto et l´auteur in : Phoenix N°33, 2020 Leseprobe RAL° 131 „FRONTIÈRES“ in einem fluss wechselt die grenze zwischen den ufern von sprache zu sprache plätschert es anders doch unaufhaltsam in: Revue Alsacienne de Littérature N° 131 «Frontières», (1) 2019 * * * schwieriger als stacheldraht zu überwinden ist das entfernen unsichtbarer grenzen zwischen den menschen dicht beieinander zugleich abgrundtief getrennt in: Revue Alsacienne de Littérature N° 131 «Frontières », (1) 2019 * * * flüchtlinge vor gewalt immer wieder und wieder gegen grenzen prallend zurück geworfen auf angst und verlust unüberwindbar die mauer missgunst und hass dahinter die menschen auf der sicheren seite in: Revue Alsacienne de Littérature N° 131 «Frontières», (1) 2019 * * * begrenzt ein halber tag ein teil vom weg ein stück vom raum ein fenster spalt ein blick der fehlt zum ganzen text in: Revue Alsacienne de Littérature N° 131 «Frontières », (1) 2019 * * * abermals tanzt der raum aus dem haus klirrende scheiben lassen ihn durch bestürzt die bewohner bleiben zurück in: Revue Alsacienne de Littérature N° 131 «Frontières », (1) 2019 * * * das wort horizont wächst über sich hinaus der meeresspiegel schluckt einen himmel wer eine grenze sucht hat sie schon übergangen und die entfernung aufgegeben sowie den abstand zu sich selbst in: Revue Alsacienne de Littérature N° 131 «Frontières », (1) 2019 * * * Andalusien ein berg hat sich gedreht auf der töpferscheibe klebt der fuß den gipfel modellieren mit zerklüfteten augen * * * stumm beinahe ein himmel zu weit und der farben mächtig auf einmal wenn blicke die landschaft verlassen und das graue gebirge streifen hat der wind einen felsen gelöst den weg abzuschneiden in: Klaus Kühnel, Dem Garten Eden abgeschaut. Mensch und Landschaft, Trafo-Verlag, Berlin 2018 * * * Lanzarote zum inbegriff der landschaft gehört schwarzer sand vom wind verworfen zwischen gestein bricht erinnerung hervor an die quelle auf der suche nach einem wünschelrutengänger * * * an die insel verlieren den gleichgewichtssinn im wind wach gerufen und in der flaute flach hingebettet auf asche und schutt * * * in tiefem schwarz erkaltet die lava das innere der erde nach außen gekehrt glänzt in der sonne in: Klaus Kühnel, Dem Garten Eden abgeschaut. Mensch und Landschaft, Trafo-Verlag, Berlin 2019 * * * Arizona im schatten des kaktus bei greller sonne scharf der umriss des kaktus der seinen schatten wirft auf die spuren der eroberer die seinem saft kraft entnahmen blut zu saugen von stamm zu stamm - Death Valley, Phoenix, Arizona – in: Klaus Kühnel, Dem Garten Eden abgeschaut. Mensch und Landschaft, Trafo-Verlag, Berlin 2018 * * * immer wieder die rede vom horizont aufschauend zum himmel gewohnt ihn zu durchdringen ohne den blick hinab zu richten um die untiefen der erde zu ergründen encore et toujours il est question de l´horizon en levant les yeux vers le ciel habitué à le scruter sans un regard jeté vers le bas pour sonder les abîmes de la terre traduit avec Alain Fabre-Catalan in: Revue Alsacienne de Littérature N° 129, « regards », (1) 2018 * * * die enttäuschung nimmt den augen ihr blau sie speit gelbe worte und hört nicht mehr auf sich im kreis zu drehen alle farben enden im grau la déception enlève aux yeux leur bleu elle vomit des mots jaunes et et ne s´arrête plus de tourner en rond toutes les couleurs finissent dans le gris traduit avec Alain Fabre-Catalan in: Revue Alsacienne de Littérature N° 129, « regards », (1) 2018 * * * die hand vor augen unsichtbar werdend versteckt sich das kind vor entblößendem blick und verharrt still bis einer laut seinen namen ruft und ihm den schutz der geborgenheit raubt la main devant les yeux devenant invisible l´enfant se cache des regards qui dénudent et reste silencieux jusqu´à ce que quelqu´un appelle son nom à haute voix et le prive de la protection de son abri traduit avec Alain Fabre-Catalan in: Revue Alsacienne de Littérature N° 129, « regards », (1) 2018 * * * die sterne haben den glanz eingebüßt aufgrund all der blicke abgestumpft schwarz wächst vor augen das loch der himmel les étoiles ont perdu leur éclat à cause de tous les regards ternis le noir grandit devant les yeux le trou le ciel traduit avec Alain Fabre-Catalan in: Revue Alsacienne de Littérature N° 129, « regards », (1) 2018 * * * aus der gewohnheit bricht nur einer aus der verrückt sein muss nach veränderung und dem sprung in die leere des raums wo er weder aneckt noch halt finden wird doch allem was unvorhersehbar ist direkt ins auge blicken kann in: Revue Alsacienne de Littérature N° 128, «folies», (2) 2017 * * * wenn einer den eigenen besitz verschenkt heißt es er ist verrückt und schon nimmt sich jeder so viel er greifen kann in: Revue Alsacienne de Littérature N° 128, «folies», (2) 2017 * * * faire des folies ja etwas verrücktes tun das wahnsinnig ginnisnhaw spass macht und wenn auch nur für einen einzigen augenblick so ausgelassen sein dass alles schwere der leichtigkeit weicht kein boden mehr unter den füßen ist um die rückkehr aufzufangen in: Revue Alsacienne de Littérature N° 128, «folies», (2) 2017 * * * crazy das wort es spricht dich an tollt im kopf herum wo auch immer du bist und spricht dir zu sag was du denkst sonst wirst du verrückt in: Revue Alsacienne de Littérature N° 128, «folies», (2) 2017 * * * L´invisible wo die angst umgeht in unsichtbarkeit sucht der schatten sein licht und möchte sich einmal in farbe bekennen zu seiner herkunft où erre l´angoisse invisible l´ombre cherche sa lumière et voudrait bien revendiquer en couleur son origine - en gratitude à Albertine Benedetto pour la relecture de la traduction en francais - in: i rouge , «invisible», N° 02/2017 * * * zurück kehrt das blatt an seinen zweig um den versuch der flucht zu vertuschen tarnt es sich färbend in: poesiealbum neu "Steinbrech / Gedichte zu Pflanzen" N° 02/2017 * * * mit der zeit die sprache verlieren mit der zeit stumm kommunizieren anstatt zu schweigen wenn tag und nacht zusammenfallen die augen halb offen halb geschlossen anwesend und zugleich abwesend sein allein dem atem das wort einräumen in: Revue Alsacienne de Littérature N° 127, „le temps“, (1) 2017 * * * ein halber tag ein teil vom weg ein stück vom raum ein fenster spalt ein blick der fehlt zum ganzen text in: Revue Alsacienne de Littérature N° 127, „le temps“, (1) 2017 * * * da ist der strand von heute nun restlos menschen leer vielleicht noch ein paar spuren die niemand lesen wird allein das meer versinkt im eigenen wellengang in: Revue Alsacienne de Littérature N° 127, „le temps“, (1) 2017 * * * moment aufnahme als die möwe das bild durchkreuzte war das idyll komplett eine post karte könnte nicht schöner sein sagtest du und deine kamera flog hinterher in: Revue Alsacienne de Littérature N° 127, „le temps“, (1) 2017 * * * früher das läuten an der tür ein brief trifft ein nach langer reise heute höchstens der anklang eines geräuschs im gleichen moment steht die nachricht vor augen am bildschirm bereit in: Revue Alsacienne de Littérature N° 127, „le temps“, (1) 2017 * * * top secret die wand hat keine ohren für verschwiegene nachrichten genügt der blick ins netz wo sich jeder gedanke verfängt noch bevor er zu wort kommt in: Levure Littéraire N° 13, juin 2017 * * * eine doppelte tür die hand hinterm rücken ein geheimnis wahren oder den verlust wittern die stimme senken spuren verwischen anfangen zu fragen in: Levure Littéraire N° 13, juin 2017 * * * die steine abklopfen an wänden auf ein echo hoffen von händen die sich zueinander bewegen und durch die mauer hindurch berührung spüren in: Levure Littéraire N° 13, juin 2017 * * * wieder bahnt sich das licht eine schneise ins wasser und trifft doch nicht auf all die vermissten in den ozeanen der welt in: Levure Littéraire N° 13, juin 2017 * * * etwas anderes schreiben als du denkst etwas anderes denken als du schreibst um beides vielleicht in einklang zu bringen den stift beiseite die augen heben versuchen die blicke der menschen zu lesen in: Levure Littéraire N° 13, juin 2017 * * * und wieder die brandung verwischt die spur doch alles gewesene hat bestand prägt jeden der kommt und sein dasein hinzufügt in: orte N°190 S.79, 03/2017, Schweiz * * * ein ort hat seine magie verloren an die stille auf der andern erdhälfte stürzen die bauten ein in: orte N°190 S.79, 03/2017, Schweiz * * * im haus sind die räume ausgezogen nur ein paar glühbirnen flackern umher schatten und licht nirgends mehr wände oder böden aber gesichter die keiner erkennt in: orte N°190 S.79, 03/2017, Schweiz * * * es gab einige menschen die tranken das meer leer wieder andere hungerten um die wette niemand kam um vor überfluss oder aus mangel alle sahen einander immer mehr gleich in: orte N°190 S.79, 03/2017, Schweiz * * * als das herz ein symbol geworden war malte jeder den mund an leuchtend rot und hörte auf von liebe zu sprechen in: orte N°190 S.80, 03/2017, Schweiz * * * da spiegelt sich das denken auf einer fensterscheibe beschlägt der blick in grau zu ahnen ein paar linien die mit dem glas verschwimmen ob daußen oder drinnen erahnt vielleicht ein wort das danach sucht gehör zu finden in: orte N°190 S.80, 03/2017, Schweiz * * * der blick hat die farbe gewechselt nun weiß niemand mehr ob hell und dunkel beieinander liegen der klang hat die sprache gewechselt nun versteht niemand mehr ob ja und nein zusammen gehören in: Revue Alsacienne de Littérature N° 126 (2) 2016 * * * und du gehst bis ans ufer um die metapher einzulösen das bild vom himmel auf den kopf gestellt vielleicht noch ein paar schritte ohne grund das alte wort vom weg als ziel heißt es durchkreuzen in: Revue Alsacienne de Littérature N° 126 (2) 2016 * * * wieder bahnt sich das licht eine schneise ins wasser und trifft doch nicht auf all die vermissten in den ozeanen der welt in: Revue Alsacienne de Littérature N° 126 (2) 2016 * * * versuchen die worte von licht und schatten in ihr gegenteil umzukehren die finstere seite der helligkeit zeigen sowie das dunkle beleuchten in: Revue Alsacienne de Littérature N° 126 (2) 2016 * * * eine stimme verliert sich im raum fortan erfüllt vom klang der fehlt in: Revue Alsacienne de Littérature N° 126 (2) 2016 * * * nichts ist utopisch alles wird kommen was jetzt schon gedacht ist sagen alle die skeptisch sind und doch noch hoffen in: Verschenk-Calender 2017 éditions trèves, Trier 2016 * * * die zeit begann ins haus zu schneien und türmte sich bis hoch zum dach suchte sie raum und stille in: Verschenk-Calender 2017 éditions trèves, Trier 2016 * * * immer wenn einer durchs fenster schaut kommt gerade ein boot in sicht und nähert sich seinem ufer sobald er die augen schließt ist er an bord statt der ferne entgegen zu sehen toutes les fois que quelqu'un regarde par la fenêtre à l´instant un bateau est en vue et s´approche du rivage dès qu'il ferme les yeux il est à bord au lieu de porter son regard au loin Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.26 * * * da ist der strand von früher nun maßlos überfüllt wer etwas sonne sucht der taucht am besten ein ins bad der bloßen körper nicht ahnend ob sie süchtig sind nach nahtlos brauner haut oder leblos dort liegen blieben wie angeschwemmter müll voilà la plage du passé maintenant sans mesure surpeuplée celui qui cherche du soleil il plonge au mieux dans le bain des corps nus ne réalisant pas s´ils sont avides de peau bronzée sans couture ou s'ils restent là sans vie comme des déchets rejetés Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.26 * * * so viel wind ungenutzt die menschen nicht fähig zu fliegen die häuser verankert niemals zu versetzen die energie zu belastet sich in luft aufzulösen doch die augen ein leichtes sie mitzureißen wohin auch immer tant de vent négligé les hommes incapables de voler les maisons ancrées jamais à déplacer l´énergie trop polluée pour se dissoudre dans l´air mais les yeux il est facile de les entraîner n´importe où Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.27 * * * wenn einer am ton den vogel erkennt mag er so blind sein dass niemand ihn sieht unbeirrt trägt ihn die stimme davon und lichtet ringsum das dickicht si quelqu'un reconnaît l´oiseau à travers le son si aveugle qu'il soit personne ne le voit imperturbablement la voix l´emporte et dissout les broussailles tout autour Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.27 * * * wieviel blau verträgt das auge ohne zu ertrinken oder sich aufzulösen in luft combien de bleu supporte l´œil sans se noyer ou se disperser dans l´air Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.27 * * * den raum kannst du verlassen und trägst ihn mit dir fort für deine müdigkeit die tür lässt du zurück für alle die noch kommen stehn brot und salz bereit was vor dir liegt wer weiß vielleicht gehst du im kreis l´espace tu peux le quitter et tu l´emportes avec toi pour ta fatigue la porte tu la laisses pour tous ceux qui viennent encore du pain et du sel sont prêts ce qui se trouve devant toi qui sait peut-être vas-tu dans le cercle Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.28 * * * und du gehst bis ans ufer um die metapher einzulösen von meer und horizont des menschen ist nun nicht mehr die rede ein bloßes sein die augen und der mund das ohr geöffnet allein das bild vom himmel auf den kopf gestellt vielleicht noch ein paar schritte ohne grund das alte wort vom weg als ziel heißt es durchkreuzen et tu vas jusqu´à la rive pour dégager la métaphore de la mer et de l´horizon de l´homme il n´en est plus question un pur être les yeux et la bouche l´oreille ouverts rien que l´image du ciel chamboulée peut-être encore quelques pas sans fond le vieux mot de la voie comme but il faut le contrer Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.28 * * * noch etwas landschaft bitteschön sie vorzuführen schmilzt das eis und tüncht die segel um zu erspüren wie sommer aussieht uferlos dem garten eden abgeschaut eine palette bunte tuben als gingen nie die farben aus encore un peu de paysage s´il vous-plaît pour le présenter la glace fond et blanchit les voiles afin d'imaginer quel air a l´été sans bornes copié de l'Eden une palette de tubes bariolés comme si les couleurs ne finissaient jamais Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.29 * * * der abschnitt zwischen land und meer ein niemandsland für die gedanken sie werden hin und hergerissen von fundament und anker kein fahrzeug überbrückt das stück nicht mal ein flieger könnte landen allein das wort vom anfang es spielt sich selbst das ende zu la partie entre terre et mer une zone neutre pour les pensées partagées entre fondement et ancre aucun véhicule ne franchit la section même un avion ne pourrait atterrir seulement le mot du début glisse lui-même vers la fin Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.29 * * * mistral du wirbelst den sand ins zimmer auf wessen spuren gehe ich hier dessen abdruck am ufer nun fehlt mistral tu souffles le sable dans la chambre sur les traces de qui je marche ici dont l'empreinte manque dès lors au rivage Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.30 * * * der fremdenführer geht von bord versunkene geschichten aufzulesen holt sie an land die menschen wiederzubeleben le guide quitte le bateau à force de recueillir des histoires naufragées il les rattrape sur la terre pour raviver les hommes Traduction en coopération avec Max Alhau in: Poésie/première N° 63, 12/2015, S.30 * * * das kind hat zu laufen gelernt mehr langsam als schnell geht es seiner wege bleibt auch noch im blick nach der biegung ein schatten zusehends schmaler steht fortan für fort bewegung in: poesiealbum neu / Alles fließt – Gedichte zur Bewegung 02/2015, S.23 * * * I am anfang war das lied in der dunkelheit wortlos die angst zu übertönen erhob sich hell die stimme des kindes au commencement était le chant dans l´obscurité sans mot la peur à dominer s´est levée si claire la voix de l´enfant Traduction: Alain Fabre-Catalan et l´auteure in: Revue Alsacienne de Littérature N° 124 (2) 2015, S.62 * * * II kopfhörer kopfhörer auf tritt und schritt der rhythmus bewegt sich durch alle straßen klammert den lärm einer großstadt aus hämmert die instrumente ins ohr das trommelfell bebt in der menschen enge wo niemand ein wort mit dem anderen spricht casques d´écoute casques d´écoute pas après pas le rythme s´ébranle à travers toutes les rues mis entre paranthèses le bruit d´une grande cité martèle les instruments dans l´oreille le tympan tremble dans le retrait des hommes où personne ne dit mot avec l´autre Traduction: Alain Fabre-Catalan et l´auteure in: Revue Alsacienne de Littérature N° 124 (2) 2015, S.62 * * * III als der komponist die vögel ins spiel brachte flogen all seine noten davon alors que le compositeur mettait en jeu les oiseaux s´evolaient toutes ses notes Traduction: Alain Fabre-Catalan et l´auteure in: Revue Alsacienne de Littérature N° 124 (2) 2015, S.63 * * * IV am ende den text eines lieds nicht mehr kennen die melodie für immer im ohr à la fin les paroles d´un chant ne plus les connaître la mélodie à jamais dans l´oreille Traduction: Alain Fabre-Catalan et l´auteure in: Revue Alsacienne de Littérature N° 124 (2) 2015, S.63 * * * wo von landschaft die rede ist erstreckt sich erinnerung dem himmel gleich der ein loch in die wolken bohrt zum heiteren blau doch es steckt keine absicht dahinter wenn gewässer zu blinden spiegeln werden da wechseln sich schon die häuser mit den hütten ab da wird aus dem ufer die befestigung gerissen und kopf über hinein « heureux qui comme Ulysse » an land gespült wo oder wann wann und für wie lange °Chanson von George Brassens („glücklich wie Odysseus“ ) in: Levure Littéraire/Musique N° 11, septembre 2015 * * * Istanbul hunde dort aber kaum so viele wie hier es fehlt nicht nur nahrung für tiere auf simsen nisten die vögel bereits überall hält die luft den atem zurück eine wolke löst sich vom wasser aus offenen fenstern schmeichelt musik so schwermütig schritte kein tanz ein tänzeln mit schmerzen ist die stimmung geknickt doch keineswegs verzweifelt es geht hinab wenn nicht wieder hinauf die stufen sind tiefer getreten und die gestalten sinken zusammen am ufer verschwimmen mensch und meer in: Levure Littéraire/Musique N° 11, septembre 2015 * * * wo mozart unterwegs war gab es keine musik außer in seinem ohr so kam es dass er nie einen vogel hören konnte geschweige denn den schrei des kindes das er einmal selbst gewesen war und ihm flossen die melodien wie tränen aus der kehle freude und leid trugen ihn durch ein stilles land in: Levure Littéraire/Musique N° 11, septembre 2015 * * * bevor es zu artikulieren begann intonierte das kind satz um satz melodien hob und senkte die stimme ein klang aus frage und antwort wunsch oder enttäuschung begrüßung wie abschied wortlos das gutenachtlied während es einschlief sang der raum - für Silke - in: Levure Littéraire/Musique N° 11, septembre 2015 * * * an den anderen wenn ich an dich denke schlägt die welle ins boot doch du bist am ufer und schreibst in den sand deine augen die bunten hast du gesenkt ich sehe nur salz wie es glänzt auf den wangen sehe den mund und spreche dir zu kein wort geht verloren hörst du ebbe und flut lesen alles auf à l´autre quand à toi je pense la vague tombe dans le bateau mais toi te trouves au rivage et écris dans le sable tes yeux, les bigarrés, as baissés je vois seulement du sel comme il brille sur tes joues je vois ta bouche et je dis à toi aucun mot ne va se perdre écoute, toi, marées basse et haute recueillent tout Traduction en coopération avec Jacques Estager in: Cordes sensibles| l´Autre, N°1, août 2015 * * * fortan den einen zieht es aus den schuhen den anderen treibt die lust zu tanzen und beide wünschen sich zu fliegen so leicht als müssten sie nicht landen ihr blick trifft in der luft zusammen sie stürzen fortan ein gedanke désormais l´un s'est retiré de ses chaussures l´autre animé de l´envie de danser et les deux se souhaitent de voler si légèrement comme s´ils ne devaient pas atterrir, leur regard se rencontre dans l'air eux ensemble tombent désormais même pensée Traduction en coopération avec Jacques Estager in: Cordes sensibles| l´Autre, N°1, août 2015 * * * forderung während ich schreibe fällt mir der andere ins wort meine gedanken in frage zu stellen seine forderung wirft mich zurück auf das kreuz des analphabeten und ich sehe ihn an um lesen zu lernen exigence pendant que j´ecris l´autre coupe ma parole mes pensées les mettre en question son exigence me rejette sur la croix de l´analphabète et je le regarde pour apprendre à lire Traduction en coopération avec Jacques Estager in: Cordes sensibles| l´Autre, N°1, août 2015 * * * Choix de poèmes pour «LA REVUE DES ARCHERS» erste zeit nun tragen blätter licht ans fenster klopft wärme ihre erste zeit vor augen scheint ein langer tag den menschen in den räumen wachsen die schatten aus dem kurzen haar premier instant maintenant les feuilles retiennent la lumière la chaleur toque à la fenêtre son premier instant sous les regards ressemble à un long jour aux hommes qui sont dans les chambres croissent les ombres de cheveux courts in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.43 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * wer sagt dass ein wort aus mauern und dach besteht lebt mit dem ohr an der wand und hört sich selbst auf ein echo warten qui dit qu’un mot est fait de murs et d’un toit vit l’oreille collée à la paroi et s’entend guetter la venue d’un écho in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.46 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * vermehrter verlust das zimmer gleicht gedächntnis schwund durch überfülltsein aus an wänden stellt die bilderflut erinnerungen ein perte accrue la chambre compense la perte de mémoire par un trop-plein sur les parois le flot d’images interrompt les souvenirs in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.50 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * kopfjäger objektiv im anschlag die räuber der ungezählten gesichter schiessen aus der hüfte mit blitz und tele wen immer sie treffen lochen sie ein chasseurs de têtes l’objectif à l’attaque les voleurs de ces visages non comptabilisés tirent à partir de la ceinture vitesse de l’éclair et téléobjectif celui qu’ils touchent ils le mettent au trou in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.10 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * auf zuschauer der bildschirm steht laufend in flammen die katastrophe wieder holt sich um einschaltsquoten zu vermehren ist kaum ein feuer gross genug noch reicht ein brand für jeden sender damit der funken überspringt aux téléspectateurs l’écran est régulièrement en flammes la catastrophe sans cesse reproduite pour accroître les parts d’audience il n’est pas de feu assez important pas d’incendie suffisant à alimenter l’ensemble des chaînes pour que crépite l’étincelle in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.11 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * in Sanary-sur-Mer° 3 nachträglich auf spuren jener zu gehen die ausgelöscht sind lässt die füße brennen und die augen verschwimmen beim anblick des immer gleichen himmels der sein azur ins wasser wirft um auch noch nachträglich die hoffnung zu ertränken °Exil deutschsprachiger Schriftsteller während der Nazi-Diktatur à Sanary-sur-Mer° 3 après coup aller sur les traces de ceux qui se sont éteints brûle les pieds et voile les yeux face à ce ciel toujours égal qui lance dans l’eau son azur pour noyer fût-ce après coup l’espoir °lieu d’exil d’écrivains de langue allemande pendant la dictature nazie in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.28 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * in der spiegelung trägt das wasser jeden körper und seine bewegung ohne auseinander zu laufen und die vorstellung von tiefe an die oberfläche zu holen dans le reflet l’eau porte tout corps et son mouvement sans qu’ils se dispersent ou cherchent à présenter le fond à la surface in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.12 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * in der wüste hast du die pyramide gesehen nirgendwo anders als auf deinem weg ruht eine sphinx in gräber nähe raubt dir das herz den atem die zeit beim anblick von sand zerrinnt jede eile dans le désert as-tu vu la pyramide en nul lieu autre que sur ton chemin un sphinx repose à proximité des tombes te vole ton cœur ton souffle le temps à la vue du sable toute hâte s’écoule in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.38 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * früher ließen die boten des unglücks ihr leben heute sterben sie noch bevor etwas geschieht auparavant les messagers du malheur perdaient la vie aujourd’hui ils meurent avant même que quelque chose advienne in: LA REVUE DES ARCHERS N° 26, Juin 2015 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.39 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * eine frage des spiels ist es ein spiel wenn das kind groß genug den regeln zu folgen im uhrzeigersinn an die reihe kommt die figur vorwärts rückt eine andre rauschmeißt oder aussetzen muss ist es ein spiel als erster im ziel vor all den verlierern hurra zu schrein ein richtiger sieger oder geschlagen zu werden so klein gemacht dass es keiner mehr sieht in: Revue Alsacienne de Littérature N°123 (1) 2015, S.52 * * * das alte spiel um die wette das alte spiel mit blassen lippen versteinert der schrei zum jubel im ziel der sieger allein in: Revue Alsacienne de Littérature N°123 (1) 2015, S.52 * * * rollenspiel da mag erinnerung eine rolle spielen theaterprobe bühne ovationen und buhrufe ein publikum aus samt und seide da mag erinnerung eine rolle spielen das stück umschreiben und es neu besetzen die loge für den ehrengast freihalten da mag erinnerung eine rolle spielen das licht geht aus wer will bezweifeln wenn alle hinsehn fängt die illusion schon an in: Revue Alsacienne de Littérature N°123 (1) 2015, S.52 * * * ein kinderspiel anhalten den atem ein kinderspiel früh übt sich der abschied luft aus den reserven tonnenschwer die lunge hat wasser getrunken umschalten noch einmal die kiemen erinnern untiefen auf immer in: Revue Alsacienne de Littérature N°123 (1) 2015 * * * spielerisch wenn es an sprache mangelt fingerfarben wie damals das kind den tisch und sich selbst anmalte irgendwann ein wort das erste in spiegelschrift - für Andreas - in: Revue Alsacienne de Littérature N°123 (1) 2015 * * * IN GEDENKEN AN VIRGILIO papier papier ein kranich faltet seine flügel als könne er nicht fliegen doch singen ja von einem baum der keine wurzeln hat für Virgilio 13. Mai 2014 - Villa Tamaris, La Seyne-sur-Mer - * * * hellwach die augen sehen / genau hin das klare gesicht / eines zuhörers der anteil / nimmt und der erkennt / seine stimme hat so viel / wärme zu geben und ist / doch bestimmt von der / unbedingheit des poeten / die weit geöffneten augen / als träumten sie / sprechend zugleich von / hiersein wie fortsein / doch niemals im nirgendwo / verbleibend ihr blick / jedem der / seine vision bewahrt mit meinem herzlichen Dank an Virgilio - Waldkirch, 4. Dezember 2014 – in: Virgilio Masciardi 1963-2014, orte N°181 S.68-69, 05/2015, Schweiz * * * haben den traum aus dem fenster geschmissen ohne zu wissen ob er auch fliegt haben den traum im raum gelassen um nicht zu erwachen anderswo haben den traum immer wieder vergessen beim wachwerden sehen wir dass er fehlt haben den traum selbst zu ende gedacht warten noch immer auf einen neuen avons jeté le rêve par la fenêtre sans savoir s´il est capable de voler avons laissé le rêve dans l´espace afin de ne pas nous réveiller autre part avons toujours et encore oublié le rêve et quand sortons du sommeil nous réalisons qu´il nous manque avons le rêve même envisagé en fin toujours dans l´attente d´un nouveau Traduction: Jean-Marc Couvé in: MICROBE, N° 88, 03-04, Belgien 2015 * * * wenn einer die tonlage wechselt kokett ist er ein sänger auf erbärmlichen straßen entrollt sich der rote teppich jeden tag neu zu seinen füßen sobald die menschen rings um ihn stehen bleiben ohne etwas in seinen hut zu werfen si quelqu´un change la tonalité non sans coquetterie c´est un chanteur sur une misérable route s´enroule le tapis rouge chaque jour à nouveau à ses pieds tandis que les auditeurs l´entourent sans bouger nie rien glisser dans son chapeau Traduction: Jean-Marc Couvé in: MICROBE, N° 88, 03-04, Belgien 2015 * * * in aller eile oft zu hören von früher in den höchsten tönen nach dem mahl der mokka und alle hatten mehr zeit mittlerweile ist heute die deinige eilt wirf die münze in den kasten wie es sprudelt bereits das lösliche pulver im einmalbecher à toute vitesse souvent entendre parler du temps jadis d´un ton pointu le café qui suivait le repas et tous disposaient de plus de temps entre temps d´est maintenant et tu te précipites lance une pièce dans la machine afin que gicle la poudre soluble dans le gobelet Traduction: Jean-Marc Couvé in: MICROBE, N° 88, 03-04, Belgien 2015 * * * |
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gäbe es den lärm nicht höllenlärm lebten wir dann im paradies während die bäume in den himmel wachsen unsere augen sich an dunkelheit gewöhnen weder sonne noch regen ausgeliefert alle die gleiche sprache zufrieden untätig zu sein einer wie der andere nicht voneinander zu unterscheiden in: Revue Alsacienne de Littérature N°122 (2) 2014 * * * nichts ist utopisch alles wird kommen was jetzt schon gedacht ist sagen alle die skeptisch sind und doch noch hoffen in: Revue Alsacienne de Littérature N°122 (2) 2014 * * * so fern so nah von inseln haben wir gehört sie schwimmen einfach fort von den oasen wissen wir sie suchen nach den letzten wüsten um sich im sand fest zu verankern nur paradiese zu veraltet um neuen normen nachzukommen hingegen gelten schrebergärten nicht nur für kleine leute gesunder als ein supermarkt erst recht das biotop es wächst sobald wir unsere augen schließen sprießen aufs neue landschaften wo ausgestorbene tiere sich wieder blicken lassen uns zu beäugen sterbenshungrig ganz wie wir sie vernichtet haben einst einwohner desselben sterns den wir unsere erde nannten in: Revue Alsacienne de Littérature N°122 (2) 2014 * * * ist es utopisch zu träumen statt wach zu bleiben unaufhaltsam alles sichtbare im auge ist es utopisch sich vorzustellen es gebe mehr und womöglich auf dauer in: Revue Alsacienne de Littérature N°122 (2) 2014 * * * ich weiß die erde bebt nicht hier kein mensch ist nebenan verschüttet klopfzeichen bilde ich mir ein in: klopfzeichen bilde ich mir ein, S.87 Waldkircher Verlag, Waldkirch 1993 je sais la terre tremble pas ici personne aux alentours n´a été enseveli juste un signal j´imagine Traduction: Brigitte Gyr in: Levure Littéraire, Numéro 10, 11/2014 * * * die geschichte im zimmer auf dem pult gab es die ordnung im papier stand blau die schrift mit dem namen durchgestrichen zwischen aktendeckeln schloss sich die geschichte in ein zimmer in: im netz mit den anderen Trescher Verlag, Edition Fürsatz, Berlin 1998 l´histoire en chambre sur le bureau l´ordre régnait sur le papier l´écriture était bleue avec le nom rayé des dossiers l´histoire se claquemurait dans une chambre Traduction : Brigitte Gyr in: Levure Littéraire, Numéro 10, 11/2014 * * * hingabe obgleich sie wissen die stunde hat höchstens sechzig minuten überschlagen sie sich die zeit zu verlängern rasen schlingen verschlucken die silben schneiden die kurven springen stockwerke tief kürzen den text löschen nie die programme bleiben im mantel lieben sich auf dem gang in: aus dem rahmen fällt die uhr, S.19 orte-Verlag, Zelg CH, 2001 dévouement bien qu´ils sachent que l´heure a au plus soixante minutes ils se précipitent pour rallonger le temps accélèrent avalent engloutissent les syllabes coupent les virages sautent les étages taillent dans le texte n´effacent jamais les programmes restent en manteau s´aiment entre deux portes Traduction : Brigitte Gyr in: Levure Littéraire, Numéro 10, 11/2014 * * * maßarbeit ikarus weicht keinen millimeter von seinem mythos ab und trifft immer wieder dieselbe absturzstelle mittlerweile sind auch die zuschauer geübt und kommen erst im letzten augenblick um dabeizusein wenn die flügel sich lösen und körperlos noch etwas fliegen dem rumpfe langsam hinterher in: menschen enge, S.56 drey-Verlag, Gutach 2009 une oeuvre sur mesure icare ne s´écarte pas d´un millimètre de son mythe aboutit encore et toujours au même lieu de chûte entre temps les spectateurs se sont habitués aux aussi ils n´arrivent qu´au dernier moment pour être là lorsque les ailes se détachent et privées de corps continuent lentement à voler Traduction : Brigitte Gyr in: Levure Littéraire, Numéro 10, 11/2014 * * * wachsein am traum vorbei siehst du das wachsein schwarz weiß der himmel und die erde in deinen augen dennoch bunt die spur der liebe eingraviert die spur der liebe ausgemerzt ein meisterwerk abstrakter kunst état de veille au côté du rêve tu vois l´état de veille noir blanc le ciel et la terre dans tes yeux mais colorée la trace de l´amour gravée la trace de l´amour éradiquée un chef d´œuvre d´art abstrait Traduction : Brigitte Gyr in: Levure Littéraire, Numéro 10, 11/2014 * * * auf einmal begann auch das ende zu zählen rückwärts zunächst ein count-down altbekannt und wie erwartet schließlich bei null nichts mehr zu hören in: Revue Alsacienne de Littérature N°121 (1) 2014, S.52 * * * abermals altmodisch der mensch und das wort am anfang immer der wunsch nach kontakt koste es auch ein paradies zu verlassen zerfall in zahllose sprachen in: Revue Alsacienne de Littérature N°121 (1) 2014, S.52 * * * die zeit begann ins haus zu schneien und türmte sich bis hoch zum dach suchte sie raum und stille in: Revue Alsacienne de Littérature N°121 (1) 2014, S.53 * * * wenn nichts mehr gelingt beginnt auch das ende der vorstellung vielleicht leert sich der blick noch vor dem verstummen hat das licht bereits seinen namen gelöscht das wort ohne anfang hört auf umherzuirren in: Revue Alsacienne de Littérature N°121 (1) 2014, S.53 * * * Je suis né dans un pays de neiges et de cendres Pays où l´on arrive Jamais. Et que jamais, on ne quitte ni ne connaît Pays d´où personne ne vient, où le soleil croît en larmes de cendres, débris de neiges noircies et d´âme engloutie dans l´étincelle des silences enfuis Je suis né – ici, ainsi que naît la peur. en hommage à Rose Ausländer Matthieu Baumier Ich bin geboren in einem Land aus Schnee und Asche Land in dem man Niemals eintrifft. Und das man niemals verlässt noch je kennt Land dem niemand entstammt, wo die Sonne zunimmt an Tränen aus Asche, Abfall geschwärzten Schnees und zugrunde gegangener Seele im Funken enflohener Stille Ich bin geboren – hier, so wie die Angst geboren wird. im Gedenken an Rose Ausländer Übersetzung: Eva-Maria Berg in: Revue Alsacienne de Littérature N°121 (1) 2014, S.93 * * * was bildest du dir ein beim schreiben schaust du tatsächlich von dir weg siehst die gesichter näher kommen mit jedem wort gibst du versprechen sie festzuhalten sie zu retten was bildest du dir ein beim schreiben hast du die augen offen für all die angst und hoffnung auf eine bleibe wenigstens im text ein dach über dem kopf bevor der stift abstumpft qu’est-ce que tu imagines en écrivant regardes-tu vraiment au plus loin de toi vois-tu les visages s ́approcher avec chaque mot te promets-tu de les retenir de les sauver qu ́est-ce que tu imagines en écrivant as-tu les yeux ouverts face à toute angoisse et tout espoir d ́une demeure au moins dans le texte un toit au-dessus de la tête avant que le crayon ne s’émousse traduit avec Max Alhau what do you imagine while you write do you really look away from yourself do you see the faces as they approach with every word do you promise to hold them to save them what do you imagine while you write do your eyes stay open to all the fear and to the hope of a sanctuary at least in the text a roof over one’s head before the pencil dulls translated by: Yehuda Hyman in: La Traductière N° 32, 2014, S.18 * * * aus dem augenblick ist betrachtung geworden kein ufer entfernter als die andere seite wenn der hund nicht wagt hinüber zu schwimmen und das boot kieloben den fischfang aufgibt segeln vielleicht ein paar flügel am himmel den blühenden hafen erinnernd l´instant est devenu contemplation aucune rive éloignée l´une plus que l´autre à l´heure où le chien ne se risque pas à gagner l´autre côté à la nage et le bateau quille en l´air abandonne la pêche alors peut-être quelques ailes voguent dans le ciel qui rappellent le port fleuri traduit avec Patricia Fiebig in: Les Carnets d´Eucharis n°42, été 2014 * * * alarm kann alles sein die pause im gespräch das lachen vor der tür die farbe einer schrift sternzeichen ohne anleitung alarme peut être tout la pause dans l´entretien le rire devant la porte la couleur d´une écriture signe astrologique sans instruction traduit avec Patricia Fiebig in: Les Carnets d´Eucharis n°42, été 2014 * * * der wind am meer ist frisch und würde dir gefallen wie jede wiederholung die noch einmal von vorn beginnt der sommer aber gleicht dem bilderbuch in weiß das nur von stille spricht und alle seiten überspringt le vent au bord de la mer est frais et te plairait comme chaque répétition qui encore une fois du début recommence l´été pourtant ressemble au livre d´images blanches qui raconte seulement le silence et saute toutes les pages traduit avec Patricia Fiebig in: Les Carnets d´Eucharis n°42, été 2014 * * * außer gefahr überall das gleiche elend die boote kurz vor dem versinken wirken auf bildern pittoresk doch gerettet der photograph der von seenot lebt hors danger partout la même misère les bateaux avant de sombrer ont l´air pittoresque sur les clichés pourtant le photographe est sauvé il vit de naufrage traduit avec Patricia Fiebig in: Les Carnets d´Eucharis n°42, été 2014 * * * irgendwo auf see die menschen leere erinnerung an ufer die flucht versuche fort aus der enge ein horizont makellos sein klischee gibt die linie vor sie überschreiten zu können stürzen die augen dem körper davon quelque part en mer le souvenir désert du rivage les tentatives de fuite quitter le confinement vers un horizon impeccable son cliché trace la ligne pour pouvoir la franchir les yeux se détachent du corps traduit avec Patricia Fiebig in: Les Carnets d´Eucharis n°42, été 2014 * * * keine geschichte erzählen im zeitraffer spricht der stift von der unmöglichkeit anfang und ende auseinanderzuhalten ne pas raconter une histoire en accéléré le crayon parle de l´impossibilité de distinguer le début de la fin traduit avec Patricia Fiebig in: Les Carnets d´Eucharis n°42, été 2014 * * * sprachen vermischen sich im ohr im mund werden sie sortiert die eine and another et cetera ein raum voll mit vielerlei stimmen ein raum der in laute zu zerfallen droht languages intermixing in the ear in the mouth they will be sorted die eine et l´autre and so on a space full of an assortment of voices a space being at risk to collapse in sounds translated by: Yehuda Hyman In: Babel, Sarah Lawrence Journal of Translation, 2013-2014, S.41 * * * fünf mäntel der einen stadt unter der meistfotografierten brücke kann niemand ohne obdach sein nur täuschungen der sinne haben platz auf der bank aus altem stein rascheln die zeitungen in den tüten halten sich die brote aus plastik länger als die vorstellung eines mahles an der tafel des fürsten fehlen weder butter noch wein wer fünf mantel aus dem mull geangelt hat trägt sie immer übereinander unter der krempe eines hutes wächst sogar der bart im schatten auch wenn die blitzlichter bei verhangenem tageslicht ein viereck schlagen bis zum fuß wagen sich die plumpen tauben statt die hand zu umkreisen die auch den flaschenhals zum munde führt mit keinem laut wird er versinken zwischen aber und aber hundert überschwemmungen aus allen kontinenten fließend zu exkrementen der einen stadt Venedig 1997 aus: IM NETZ MIT DEN ANDEREN, 1998 five overcoats of the one city under the most photographed bridge nobody can be without shelter only mental delusions have room on the bench of old stone the newspapers crinkle in the bags the breads in plastic are keeping longer than the imagination of a meal on the table of the royalty are missing neither butter nor wine one who has fished five overcoats out of the trash is wearing them always one over the other under the brim of a hat is growing actually the beard in the shadow even if the flash photos during the dull daylight illuminate a square down to the foot where the clumsy doves venture instead of orbiting the hand which is putting the bottle's lip to the mouth without a sound it will sink between hundreds upon hundreds of inundations from all continents floating towards the excrement of the one city translated by: Yehuda Hyman In: Babel, Sarah Lawrence Journal of Translation, 2013-2014, S.41-42 * * * hunde schlagen schon an wenn etwas wind aufkommt kehrt der segler um im traum schreckt die stimme hoch so verlassen ist der himmel von allen guten geistern bleibt vielleicht eine ahnung zurück des chiens aboyent déjà si quelque vent se lève le voilier retrourne dans le rêve la voix réveille en sursaut le ciel tant abandonné de tous les bons esprits il en reste peut-être une vague idée traduit avec l´aide de Patricia Fiebig In: Recours au Poème, Sommaire 99, 05/2014 * * * den hügel vor augen die häuser sehen zum offenen meer sich zurückversetzen in die angst der ahnen das andere ufer nie zu erreichen noch bleiben zu dürfen am ort des exils dem kleinen hafen mit fischern händlern rathaus und cafés den stationen des kreuzwegs den oft einheimische gingen hinauf zur kapelle vorbei an ihrer tür Sanary-sur-Mer Exil deutschsprachiger Schriftsteller während der Nazi-Diktatur contemplant la colline les maisons donnent sur le large se replonger dans la peur des ancêtres ne jamais atteindre l´autre rive ne pas pouvoir rester sur le lieu de l´exil le petit port les pêcheurs les marchands la mairie et les cafés les stations du chemin de croix souvent emprunté par les gens du pays pour aller en haut à la chapelle en passant devant leur porte Sanary-sur-Mer lieu d´exil d´écrivains de langue allemande pendant la dictature nazie traduit avec l´aide de Patricia Fiebg In: Recours au Poème, Sommaire 99, 05/2014 * * * in den gesichtern blasse spuren der anflug eines lächelns fehlt wer müde aussieht hat vielleicht geschlafen und sucht nach einem traum den es nicht gab wer ruhen sollte widersteht und klammert sich bei tag und nacht an jedes mittel das ihn wachhält statt einer spanne zeit um zu entspannen wiegt endlichkeit mehr als der augenblick dans les visages des traces pâles même pas l´esquisse d´un sourire celui qui a l´air fatigué peut-être a dormi et cherche un rêve qui n´existait pas celui qui devrait se reposer résiste et se cramponne jour et nuit par tous les moyens à ce qui le tient éveillé à la place d´un intervalle de temps de détente le temporel pèse plus que l´instant traduit avec l´aide de Patricia Fiebig In: Recours au Poème, Sommaire 99, 05/2014 * * * erwartung der name fliegt längst alle rufen ikarus halt was du versprichst attente der name fliegt längst alle rufen ikarus halt was du versprichst traduit avec l´aide de Patricia Fiebig In: Recours au Poème, Sommaire 99, 05/2014 * * * wie jung das meer aussieht am morgen aus dem augenwinkel ist es gerade erst entstanden ein bild in dem es sich weich läuft auf sand der tag ist schon beflügelt selbst ohne möwe schreit es sich nur umso lauter ein fisch frisst dem schwimmer aus der hand als sei sie zeitlos taucht eine linie den horizont glatt unter wasser oder womöglich in den himmel comme la mer a l´air jeune le matin du coin de l´oeil elle a juste pris naissance une image où l´on court légèrement sur le sable doux le jour prend déjà son envol même sans mouette d´évidence il crie encore plus fort un poisson vient manger dans la main du nageur comme si elle était intemporelle une ligne immerge elle lisse l´horizon dans l´eau ou peut-être dans le ciel traduit avec l´aide de Patricia Fiebig In: Recours au Poème, Sommaire 99, 05/2014 * * * oase gesucht die augen sehen sich wund am grün es wuchert statt zu wachsen die augen sehnen sich nach weiß das alle farben in sich trägt während doch keine über wiegt und blicke immer weiter suchen um ja nicht zu verblassen oder sich selber aufzulösen in: BOZZETTO, 06/2014, S.14 * * * um jeden preis von der bildfläche ist die pause verschwunden hinter werbung um jeden preis gilt der ausverkauf aller einstellungen für sender gibt es zuschauer im angebot coûte que coûte de l’écran la pause a disparu sous la publicité coûte que coûte la liquidation de l’ensemble des postes est en cours sur les chaînes il y a des téléspectateurs en solde in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.8 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * zeilen zwischen den stationen widmest du die halbe seite dem gesicht am fenster platz wünschst du wieder zu begegnen spiegelfrei und tränenklar für den trost zwar ungeeignet für ein lächeln raum genug des lignes entre les arrêts tu dédies la demi-page au visage à la fenêtre tu désires le recroiser pas d’effet miroir larmes claires impropre à la consolation mais suffisamment de place pour un sourire in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.13 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * gemälde das blau einer hortensie tönt längst verflossene briefe als habe eine kinderschürze die tintenkleckse gleich verwischt aus angst erinnerung könne bleiben an erste unbeholfene schrift tableau le bleu d’un hortensia colore des lettres depuis longtemps passées comme si un tablier d’enfant s’était empressé d’effacer les taches d’encre de peur que ne demeure le souvenir de la gaucherie des premiers écrits in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.14 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * gezeiten einst war es das meer in allen fenstern standen die wellen kopf nun ist es der himmel hinter glas bricht er mit licht und farbe marée jadis il y avait la mer à toutes les fenêtres il y avait des vagues la tête est à présent le ciel qui derrière le verre rompt avec lumièreet couleur in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.19 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * keine zeit weil sie aufhören wollen die jahre zu zählen streichen sie ziffern aus dem gedächtnis und haben keine zeit mehr vor augen die sich in tag und nacht fassen ließe selbst hell oder dunkel sehen sie nicht länger sie tasten sich haut an haut durch ihr leben nur noch zwischen kalt und warm unterscheidend pas le temps parce qu’ils veulent cesser de compter les années ils rayent les chiffres de leur mémoire et n’ont plus devant les yeux un temps qui se laisserait capturer le jour et la nuit même le clair ou le sombre ils ne le voient plus se tâtent peau à peau leur vie durant ne distinguant plus désormais que le chaud du froid in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.20 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * zur haltbarkeit des datums zweifel an der haltbarkeit des datums werden beizeiten ausgeschlossen die dauer sieht mindestens ihr überschreiten vor ausnahmen sind in der regel ungenießbar und verfallen mit sicherheit dem glauben an zukunft durée de péremption tout doute quant à la durée de péremption éliminé à temps l’éventualité d’un dépassement au moins prise en compte les exceptions généralement immangeables compromettent à coup sûr la foi en l’avenir in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.23 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * zu retten durch alle meere geschwommen um seine haut zu retten unter wasser geschlafen um nicht ertränkt zu werden die augen mit salz gebadet um nicht vor durst zu erstarren die lunge von luft entleert um jeden ruf zu ersticken die arme an land geworfen am ende das herz nachzuziehen réussir à sauver avoir parcouru toutes les mers à la nage pour réussir à sauver sa peau dormi sous l’eau pour ne pas se noyer baigné ses yeux de sel pour ne pas se laisser engourdir par la soif vidé ses poumons de leur air pour étouffer les appels projeté ses bras vers le bord pour finalement y traîner son cœur in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.25 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * schliff des südens blau ist das einzige wort in der farbe des südens hängt es am himmel und schneidet den wind in jeder richtung zückt es das segel und gibt sich als hintergrund tiefenschärfe so dass die augen schutz suchen müssen unter geschliffenem glas affûtage du sud bleu est le seul mot qui s’identifie à la couleur du sud il s’accroche au ciel et coupe le vent de partout il sort la voile et se donne pour arrière plan une profondeur aiguisée de sorte que les yeux doivent chercher refuge sous un verre affûté in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.33 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * du fährst über stunden entfernt sich die zeit in blau siehst du rückwärts das meer gießt fortwährend öl in die wunde und löscht das feuer bevor es brennt tu roules depuis des heures le temps en bleu s’éloigne vois-tu à l’arrière la mer déverse sans répit de l’huile sur la blessure et éteint le feu avant qu’il ne brûle in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.35 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * überstürzt wasser steigt auch morgen noch über den pegel des vorstellbaren möglichkeiten sind schneller ertrunken als mensch und tier mit ihren ausufernden schlägen selbst papier schwimmt nicht länger oben wenn sich geröll überstürzt flutet die landschaft aus d´un coup demain encore l´eau dépassera le niveau de l’imaginable les possibles seront plus vite noyés qu‘homme et bête avec leurs gestes démesurés même le papier cessera de surnager quand d’un coup surgira l´éboulis le paysage se répandra in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.36 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * mit abstand was immer über ihnen schwebte glich keinem schwert und war nie in gefahr zu stürzen auf ihren kopf fiel nur ein schimmer weit entfernter leidenschaft avec distance ce qui ne cessait de planer sur eux ne ressemblait à aucune épée et ne courait jamais le risque de se renverser seule tombait sur leur tête la pure lueur d’une très lointaine passion in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.47 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * räume häuser hier und da stehen fenster offen warum fragt sich kein einziger passant springe ich nicht hinein ins leben der räume espaces maisons plantées ci et là fenêtres ouvertes pourquoi ne se demande aucun passant ne sauterais-je pas dans la vie des espaces in: LES CARNETS D´EUCHARIS, Carnet 2, 2014 aus: INS LEBEN DER RÄUME, 2006, S.52 Traduction en coopération avec Brigitte Gyr * * * Ernst Jandls Lesung in Freiburg, 22.4.1997 ein runder raum ja circus / atmosphäre unter dem chapiteau / an stelle hoher decke / eines stadttheaters das ausgerechnet / renoviert wurde als ernst jandl / zur lesung kam / ins zelt passte sein publikum / noch umso besser und / wippte mit den füßen / vor vergnügen wie eindringlich / und wie markant auch / dieser dichter las die / knappen verse intonierte / kaum konnte er fragmente / eines texts beenden da / stürmte der applaus / die bühne trampelten / sohlen auf die planken der / ausverkauften reihen entfesselt / den lyriker zum popstar / krönend zweifellos / doch sah er scheu / aus seine augen groß / unter den brillengläsern / als suche er fortwährend / zwischen zeilen nach / einem notausgang um schnellstens / so blass und rasch wie er / gekommen zu verschwinden / aus der arena seiner fans in: poesiealbum neu 01/2014, S.27 * * * |
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Die tägliche Abwesenheit – L´Absence quotidienne pour ne plus voir la grisaille du ciel les hommes s´embrument d´images épaisses par manque de couleur ils peignent le paysage bien plus soigneusement qu´ils ravalent depuis toujours ils se mettent à dissoudre les corps en cellules opaques qui pâlissent avec la vue Traduction: Patricia Fiebig et Beate Thill in: Le Journal des Poètes, N°4/ 2013, Belgien um den himmel nicht mehr zu sehen grau in grau nebeln die menschen sich ein mit dichten bildern aus farblosigkeit streichen sie die landschaft um vieles gründlicher als die fassaden die sie seit jeher zu verhüllen wissen beginnen sie die körper aufzulösen in undurchsichtige zellen die mit dem augenlicht verblassen in: Die tägliche Abwesenheit – L´Absence Quotidienne, S. 28, Trescher-Verlag Edition Fürsatz, Berlin 2002 * * * Die tägliche Abwesenheit – L´Absence quotidienne emprise pour tuer les minutes l´enfant doit pouvoir lire l´heure avant de maîtriser la langue pour lutter contre l´emprise du temps Traduction: Patricia Fiebig et Beate Thill in: Le Journal des Poètes, Page 6, N°4/ 2013, Belgien druck zum totschlagen der minuten soll das kind die uhr lesen können bevor es die sprache beherrscht um sich gegen den druck der zeit zu wehren in: Die tägliche Abwesenheit – L´Absence Quotidienne, S. 42, Trescher-Verlag Edition Fürsatz, Berlin 2002 * * * Die tägliche Abwesenheit – L´Absence quotidienne en face et en face rouge sur le banc assis l´homme dans la dernière lumière avant que la nuit ne l´emporte Traduction: Patricia Fiebig et Beate Thill in: Le Journal des Poètes, Page 6, N° 4/ 2013 * * * gegenüber und gegenüber auf der bank sitzt rot der mensch im letzten licht bevor die nacht ihn mit sich nimmt in: Die tägliche Abwesenheit – L´Absence Quotidienne, S.47, Trescher-Verlag Edition Fürsatz, Berlin 2002 * * * blindes vertrauen sie sehen die hand vor augen nicht mehr und wissen doch dass es sie gibt in: Revue Alsacienne de Littérature N°120 (2) 2013, S. 55 * * * aus jeder neuen nachricht zieht sich die wolke immer mehr zurück von unserem blickfeld der himmel beinahe streifenfrei das gift unsichtbar schmeckt nur nach luft die medien durchdringend ein tod kommt immer vor wenn er spektakulär ist oder ein zahlenrekord der langsames sterben schnell in den hintergrund rückt in: Revue Alsacienne de Littérature N°120 (2) 2013, S. 55 * * * noch einmal blau die haare zum himmel die augen ins meer der text ein schatten ohne gewähr in: Revue Alsacienne de Littérature N°120 (2) 2013, S. 55 * * * alarm kann alles sein die pause im gespräch das lachen vor der tür die farbe einer schrift sternzeichen’ ohne anleitung in: Revue Alsacienne de Littérature N°120 (2) 2013, S. 55 * * * wo mozart unterwegs war gab es keine musik außer in seinem ohr so kam es dass er nie einen vogel hören konnte geschweige denn den schrei des kindes das er einmal selbst gewesen war und ihm flossen die melodien wie tränen aus der kehle freude und leid trugen ihn durch ein stilles land in: Revue Alsacienne de Littérature N°120 (2) 2013, S. 55 * * * unaufhaltsam doch die bäume verkommen nicht zum symbol eine allee endet in der enge das rasen der axt wann zerspringen die ringe um den hals der menschen in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * im kinderwagen lässt sich spielen das tablet für die jüngsten nicht einmal knopfdruck touch genügt die ganze welt liegt schon in babyhand in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * das buch hat mehr seiten als es gibt und findet dennoch kein ende in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * du bist magnet magnet bist du im spiel um glück klebst du gleich fest am ersten besten regenbogen in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * das verwunschene haus wechselt den ort jeder kann es betreten sofern ihn schaudert durch klaffende türen leere aufspüren die fenster zerbrochen beschneidend den ausblick das dach verfallen vögel in scharen auf den eindringling lauernd in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * sie ketten die herzen an brücken und möchten sich nie verlassen werfen immer mehr schlüssel ins wasser der fluss langsam träge kommt zum erliegen in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * sogar die uhr spielt zeiger anhalten es ist niemand da sie zum laufen zu bringen wer wird nun am ende ihre zeit gewinnen in: Levure littéraire, Numéro 8, 12/2013 * * * jubiläum jubilieren angesagt/ der zeitpunkt zu feiern/ die jahre die vielen/ jahrzehnte nunmehr/ im erstaunen darüber/ noch immer zu sein/sogar fortzusetzen über diesen tag hinaus/ das ringen um atem/ als sei weiterhin luft/ die suche nach worten/ als spreche der mund/ auch in zukunft/ gemeinsam mit verschiedenen/ stimmen gegen vergessen/doch für ewige zweifel/ besonders an sich selbst/ in wachsender sorge/ zu leise zu sein womöglich/ sich beugend dem/ mangel an mut/ im verlust an farben/ und zugang zu menschen/ gefahr zu laufen/ auf der stelle zu treten/ ohrwurm zu werden/ der eigene text/ anstatt anzuecken/vereinnahmt bereits/ als letzter schrei/ jubilieren angesagt/ ob schrill ob bedächtig/ ausgelassen oder still/ anhalten einmal stop/ rot springt erst wieder/ direkt auf grün wenn/ die straße ein meer ist/ das den satz verschlingt/ und die augen sich/ werfen auf die andere seite 60 Jahre DIE KOGGE (Europäische Autorenvereinigung e.V.) in Minden in: MATRIX 2/2013 (32) * * * unumstößlich weltuntergangs stimmung wächst über die köpfe der menschen hinaus babel stand einmal für das höchste gebäude unumstößlich das verlangen nach den sternen zu greifen koste es auch die sprache die den turm zusammenhält um den himmel zu stürmen bevor er sich auf die erde stürzt ohne ein einziges wort zu verlieren in: Revue Alsacienne de Littérature N°119, (1) 2013, S. 96 * * * keine geschichte erzählen im zeitraffer spricht der stift von der unmöglichkeit anfang und ende auseinanderzuhalten in: Revue Alsacienne de Littérature N°119, (1) 2013, S.96 * * * die frage nach dem blatt löst sich vom baum so gibt es keine antwort ohne stamm nur vielleicht wechsel ihrer farbe je nach jahreszeit in: Revue Alsacienne de Littérature N°119, (1) 2013, S.97 * * * wo von landschaft die rede ist erstreckt sich erinnerung dem himmel gleich der ein loch in die wolken bohrt zum heiteren blau doch es steckt keine absicht dahinter wenn gewässer zu blinden spiegeln werden wechseln sich schon die häuser mit den hütten ab wird aus dem ufer die befestigung gerissen und kopf über hinein heureux qui comme Ulysse* an land gespült wo oder wann wann und für wie lange *Chanson: George Brassens in: Revue Alsacienne de Littérature N°119, (1) 2013, S.97 * * * fest des tages im paradies / gab es kein fest / zeitlos schön immer / lebens fülle nie ende / niemals hoch genuss / kein grund zu feiern / immer gleich die stimmung / ohne schwankungen bis / plötzlich alles ausgeschlossen / vertreibung und geburt der stunde / geburt des ersten menschen / kindes geburt / des wortes poesie / sehnsucht nach paradies / erweckt nach dem / verlorenen glücksgefühl / im sog von zeit druck eile hast / jede minute notgedrungen / wäre da nicht der augenblick / vom ersten wiegenfest / verbleibend erinnernd / freude über freude / ein fest das dasein / nunmehr teilend / mit anderen zeit- und / leidgenossen den sterblichen / vor dem vergehen / das leben noch / ein leben lang / zu feiern jeden tag / aufs neue fête du jour au paradis / jamais de fête / toujours intemporelle la beauté/ la vie remplie sans fin/ nulle volupté / nulle raison de fêter / l´humeur toujours égale / sans variations jusqu`à / l´exclusion soudaine / expulsion et naissance de l´heure / naissance du premier homme / de l´enfant la naissance / du mot poésie / nostalgie du paradis / après l´éveil / bonheur perdu / dans le tourbillon du temps pesanteur précipitation hâte / chaque minute forcément / s´il n´y avait pas l´instant / du premier anniversaire / désormais la partageant / avec d´autres contemporains / compagnons mortels de souffrance / avant de disparaître / la vie encore / toute la vie / la fêter chaque jour / à nouveau traduction: Eva-Maria Berg et Alain Fabre-Catalan in: Revue Alsacienne de Littérature N° 119, (1) 2013, S. 54 * * * unbedingt spielen mit der sprache um sie nicht zu verlieren als sei es einem gedicht ernst mit dem wort und der kindheit und der immer neue anfang beginnt bei sich selbst vom ersten schrei zum letzten atem ihrem klang hinterher den eigenen ton zu finden bis auch sie endlich mitspielt um den der nach ihr sucht für sich zu gewinnen absolument jouer avec la langue pour ne pas la perdre comme si un poème prenait au sérieux le mot et l´enfance et le début toujours nouveau commence par lui-même du premier cri au dernier souffle à la poursuite de sa tonalité pour trouver son propre son le temps qu´elle aussi enfin participe au jeu pour gagner à elle celui qui la cherche traduction avec Max Alhau without fail to play with language so as not to lose it as though a poem took seriously both childhood and the word and the ever new beginning that begins with oneself from first cry to last breathing out in pursuit of its own note in search of one’s own voice until at last language joins in the game to win over the one on the hunt for it translation: Donald Winkler in: La Traductière N° 31, 2013, S. 22-23 Bild zum Gedicht: Eva Largo * * * am ende eines satzes die metaphern sind ihrer bilder beraubt und des erzählens müde ein himmel hat auch keinen gott mehr unterzubringen und wer noch aufschaut sieht keine linie mehr keine idee wann wird das wort bestattet anonym à la fin d´une phrase les métaphores sont privées de leurs images et fatiguées des narrations un ciel aussi n´a plus de dieu à héberger et celui qui lève encore les yeux ne voit plus de ligne point d´ idée quand sera enterré le mot en anonymité in: verso 152, 03/2013 * * * die sprache übersetzt das weiß ertrinkt in allen farben das leben blutet langsam aus schläft ein vom traum verfolgt in: Levure littéraire, Numéro 7, 03/2013 * * * im traum schlaflos die farbe als male sie weiter am bild über nacht entsteht mindestens ein museum in: Levure littéraire, Numéro 7, 03/2013 * * * vorsicht um einen traum zu bewahren vor dem erwachen die augen offen halten bei nacht und bei tag in: Levure littéraire, Numéro 7, 03/2013 * * * das meer schäumt den kopf ein die haare so blau hieß es einmal im text nun sehen die augen blass aus und grau die schrift der jahrzehnte müde geworden ein traum strandet leise wenn das ufer versinkt in: Levure littéraire, Numéro 7, 03/2013 * * * nichts leichter als zu tun was schwer ist nichts schwerer als das leichte zu unterlassen und kreisen kreisen ohne aussicht auf einen festen punkt dennoch im gleichgewicht mit sich selbst ruhelos und ohne schlaf als sei der traum ein traum in: Levure littéraire, Numéro 7, 03/2013 * * * zeichensprache auch diesmal fährst du eine strecke weiter und was da kommt das nimmt dich ein durchs fenster winkt schon eine neue aussicht als fiele dir der abschied leicht du siehst die farben plötzlich anders die zeichen sprache ist dir fremd doch du begrüßt das unbekannte und schwere hält dir platz bereit langue des signes cette fois aussi tu vas ta route plus avant et ce qui arrive s’empare de toi par la fenêtre déjà te salue une nouvelle vue comme si l’adieu te semblait léger soudain tu vois les couleurs autres la langue des signes t’est étrangère pourtant tu accueilles l’inconnu et ce qui pèse te garde une place prête Übersetzung mit Muriel Stuckel in: Terres de femmes, 9e année, n° 99, 02/2013 * * * bis in die letzten winkel der stadt worauf warten inmitten lärm ist zeit nur die uhr zur vollen stunde wenn anderswo zum gebet gerufen wird läuten glocken um die wette da schreit sich das kind den hunger nach zärtlichkeit aus der kehle da kniet sich jemand wund um hilfe zu erbetteln wer weiß ob einer wirklich bedürftig ist oder morgens schon alles versäuft hat jemand etwas gesagt das gehör wird mit zunehmender lautstärke schlechter und die sprache verliert an bedeutung für taube ohren noch einen verstärker mehr aufs minarett und in den kirchturm automatische regler dazu nachts lichtorgeln bis in die letzten winkel der stadt jusqu´aux derniers recoins de la ville qu´est-ce qu´on attend au beau milieu du bruit le temps c´est seulement à chaque heure pleine quand ailleurs on appelle à la prière les cloches rivalisent l´enfant crie sa soif de tendresse à pleines gorges là un homme a les genoux meurtris à force de mendier comment savoir qui est vraiment nécessiteux ou le matin déjà a bu l´aumône est-ce que quelqu´un a parlé l´ouie avec le son qui monte s´amenuise la langue perd de sa signification pour les oreilles sourdes un amplificateur supplémentaire sur le minaret et dans le clocher un réglage automatique avec en plus la nuit des orgues lumineuses jusqu´aux derniers recoins de la ville Übersetzung mit Patricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 32, 01/2013 * * * vorbei die kleinigkeit ein unterlassener anruf ein vergessener zugang zum internet die unleserliche adresse der fehlende moment scheu vor nähe über flüssiges reden schnelles ermüden sowie ein geräusch das keinen stört beim ruhen passé le petit rien un coup de téléphone remis un accès oublié à l´internet l´adresse illisible le moment manquant intimité par la proximité la parole superflue fatigue rapide aussi bien qu´un bruit ne dérangeant personne au repos Übersetzung mit Patricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 32, 01/2013 * * * bilder am ende wird aus bunt schwarz-weiß doch kein extrem versuch in grau sich nähernd den nuancen eines lebens verkürzt von tag zu tag und immer weniger alltäglich images à la fin la couleur devient noir et blanc sans radicalement essayer le gris se rapprochant des nuances d´une vie écourtée de jour en jour de moins en moins quotidienne Übersetzung mit Patricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 32, 01/2013 * * * manchmal flutet das meer die wolken kratzer und ein fuß bricht sich den schuh bevor ein weg überflüssig erscheint fliegt der stein zurück auf den mond quelquefois la mer se heurte à des gratte- ciels et un pied brise sa chaussure avant qu´un chemin paraisse superflu la pierre vole de retour à la lune Übersetzung mit Max Alhau in: Recours au Poème, Sommaire 32, 01/2013 * * * wieviel schichten menschheit sind überbaut wir legen das ohr auf den boden erschüttert wird jemand denn uns nachspüren und gibt es dann dafür noch grund sur combien de couches d´humanité a-t-on bâti nous collons l´oreille au sol bouleversé est-ce-que quelqu´un ferait aussi des recherches sur nous et y aura-t-il encore une raison à cela Übersetzung mit Max Alhau in: Recours au Poème, Sommaire 32, 01/2013 * * * |
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wie kann es um masken gehen so haltlos das wort ungeschminkt der blick kein spiel die szene ein vorhang der nicht fällt in: Revue Alsacienne de Littérature N° 118, (2)2012, S. 64 * * * lärm kann eine maske sein die angst zu tarnen sagt jemand mit leiser stimme als fürchte er sich selbst zu verraten in: Revue Alsacienne de Littérature N°118, (2)2012, S. 64 * * * leben das bild haftet an ihr doch ihr gesicht wird nicht zur maske mit hohlen augen sie öffnet den blick begierig nach leben en hommage à Romy Schneider in: Revue Alsacienne de Littérature N°118, (2)2012, S. 65 vivre l´image adhère a elle mais son visage ne devient pas un masque aux yeux creux elle ouvre son regard avide de la vie en hommage à Romy Schneider Übersetzung mit Patricia Fiebig in Kooperation mit der Künstlerin Eva Largo * * * inventur wohin mit den silben/ die zeilen die seiten die texte und bücher überfüllen den raum/ lassen sich vielleicht zählen/ binden und stapeln/ sogar registrieren entgehen zugleich/ aller festlegung zur inventur/ schon spricht es sich weiter/ weiter leise laut schrill langsam schnell rasend/ niemals genug gedanken und töne/ zusammengetragen von verschiedensten/ stimmen ehemals jetzt demnächst/ eine jede sich sperrend gegen mögliche enge/ stellt infrage fragt und fragt/ immer von neuem wort für wort/ auf der suche/ ob zeugnis ob zuspruch zerwürfnis zumutung/ vision melodie poesie poesie in: Poesiealbum neu. 02/2012, S. 13 * * * jasmin oder kaffeesatz der alte aufguss tee / und eine zeitung / in der fremden schrift / gedächtnisfrage / wo bist du / wie heißt das land / aus dem du kommst / wie heißt das land / in das du gehst / gedächtnisfrage / kannst du gehen / hast du gelernt / zu wissen was du tust / somit zu lesen auch / im kaffeesatz im / augenblick dich / zu erkennen suchend / ob sprachlos oder blind / eine geschichte / zu entwerfen eine / geschichte zu / durchleben und / immer zweifelnd / wo du stehst / und immer neu / der alte aufguss tee / jasmin / die fremdheit / einer nachricht / die fragen ins / gedächtnis brennt / vergehen um vergehen / gedächtnisfragen / an dich selbst / zu allem was geschah / zu allem was geschieht / seit es dich gibt / und du / gefragt bist du in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 in: Revue Alsacienne de Littérature N° 117, 2012, S. 74 Hörprobe: Lesung 11.08.2012 (mp3 1,3 MB) Jasmin ou marc de café l’infusion de thé d´hier/ et un journal/ dans une écriture étrangère/ question de mémoire/ où es-tu/ comment s´appelle le pays/ d´où tu viens/ comment s´appelle le pays/ où tu vas/ question de mémoire/ peux-tu marcher/ as-tu appris/ à savoir ce que tu fais/ et à lire aussi/ le marc de café/ instantanément chercher/ à te reconnaitre/ soit sans parler soit sans voir/ une histoire à écrire une/ histoire à/ vivre/ toujours dans le doute/ où tu en es/ et toujours à nouveau/ l´infusion de thé d´hier/ le jasmin/ l´étrangeté/ d´une nouvelle/ le questionnement/ la mémoire la brûlure/ entorse après entorse/ questions de mémoire/ à toi-même/ à tout ce qui s´est passé/ à tout ce qui se passe/ depuis que tu existes/ et toi/ on te pose la question traduction avec Patricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 jasmine or coffee grounds the old tea leaves/ and a newspaper/ in the foreign script/ question of memory/ where are you/ what is it called the country/ which you come from/ what is it called the country/ where you are going to/ question of memory/ can you go/ did you learn/ to know what to do/ so to read too/ in coffee grounds in/ this moment trying to/ recognize yourself/ if speechless or blind/ to create/ a history a/ history to/ live through and/ always doubting/ where you are/ and always anew/ the old tea leaves/ jasmine/ the foreignness/ of news/ which is burning/ questions into the memory/ offence after offence/ questions of memory/ to yourself/ to all that happened/ to all that happens/since your beginning/ and you/ are questioned you translation: Yehuda Hyman * * * fassaden einer stadt nicht mehr nötig über die mauer zu springen im muster der geteilten köpfe rollen längst die bahnen frei allerseits ohne grenze fassaden deren frisches bunt schnell ablenkt von ihrem gewicht für die menschen deren herz weiter schlägt heillos beschwert heillos erleichtert gleichgültig oder bloß müde inmitten ausufernder bauten und mangelnder mittel für den eigenen bedarf während straßenpflaster aufgerissen hier und dort begradigt mit glattstrich bügelfalten konform so ebenmäßig schließt dass nahezu vergessen werden könnte an steinen führt kein weg vorbei eine zeile aus dem gedächtnis stellt sich immerzu quer Berlin in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 in: Revue Alsacienne de Littérature N° 115-116, 2011 Façades d´une ville plus la peine de sauter par-dessus le mur selon le modèle de la partition des têtes depuis longtemps voie libre sur les deux côtés sans frontière des façades en couleurs ravivées qui détournent hâtivement de leur poids sur les hommes dont le cœur continue de battre infiniment lourd infiniment soulagé indifférent ou simplement fatigué au milieu des bâtiments démesurés et de manque du nécessaire alors qu'ici le pavé est extirpé là enterré et recouvert d'une couche lisse conforme on pourrait presque oublier il n´y a pas de chemin sans pierres une ligne de la mémoire s´ y pose toujours en travers Berlin traduction avec Patricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 * * * wenn der himmel die augen bedeckt nur noch ein tasten egal wohin wenn die hand sich verletzt nicht einen schritt weiter die erde dreht sich vielleicht zurück in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 si le ciel couvre les yeux reste le toucher qu´importe ici ou là si la main se blesse plus un seul pas la terre peut-être tourne en arrière traduction avecPatricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 * * * die alten begriffe himmel und erde spiegeln sich noch im wasser wieder verschwommen die konturen die linien das muster landüber himmelunter in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 les vieux concepts ciel et terre se reflètent encore dans l´eau estompant les contours les lignes le motif ciel et terre sens dessus dessous traduction avec Patricia Fiebig in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 * * * Almería reichtum dereinst oder jetzt prallt ab an hütten so viele götter ein christus allah früchte der macht ein schleier entfernt nach dem anderen doch nun erdnah und flach kunststoffplanen zum hausen statt leben ernten im verborgenen für all jene wie mich die einen festen wohnsitz haben und reisen können vorbei am elend in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 Almería la richesse autrefois ou aujourd´hui ricoche dans des cabanes tant de dieux un christ allah fruits de la puissance un voile enlevé après l´autre mais maintenant près de la terre et plates des bâches en plastique pour végéter au lieu de vivre récolter en cachette pour tous ceux comme moi qui ont un domicile légal et peuvent voyager à côté de la misère traduction avec Max Alhau in: Recours au Poème, Sommaire 17-20, 09-10/2012 * * * maßarbeit ikarus weicht keinen millimeter von seinem mythos ab und trifft immer wieder dieselbe absturzstelle mittlerweile sind auch die zuschauer geübt und kommen erst im letzten augenblick um dabeizusein wenn die flügel sich lösen und körperlos noch etwas schweben dem rumpfe langsam hinterher aus: MENSCHEN ENGE, 2009, S. 56 Hörprobe: Lesung 11.08.2012 (mp3 564 KB) Musik: maßarbeit, Komposition von El Niño, 2012 (Aufnahme: Lesung 11.08.2012, mp3 550 KB) * * * keine brücke mehr die menschen gehen unter im nebel wohin schwimmt das gesicht wenn augen an farbe verlieren in: orte Nr. 170, Juni 2012, S. 22 * * * am anfang nein selbst ein stein fliegt nicht zurück in die hand er schwimmt und die augen tauchen ein unter wasser finden den atem das gedächtnis der kiemen so dass keiner ertrinkt wenn das gedicht endet vielleicht der leser beginnt wort um wort aufzuspüren nach tragkraft zu suchen durch die eigene stimme über den text und ein ufer hinaus in: La Traductière N° 30, 05/2012, S. 18 au début non même une pierre ne vole pas de retour dans la main elle flotte et les yeux s´immergent dans l´eau ils y trouvent le souffle mémoire des branchies ainsi personne ne se noie quand le poème finit peut-être le lecteur commence-t-il à glaner mot pour mot à chercher une force d´appui par sa propre voix au-delà du texte au-delà d´un rivage traduction: Eva-Maria Berg et Max Alhau dans: La Traductière N° 30, 2012, S.18 Link: Rezension in Recours au Poème Link: "au début", Film von Cao Dan, 2012 Link: "au début", Aquarelle von Eric Meyer, 2012 in the beginning no even a stone does not fly once back in the hand it floats and the eyes submerge in water there they find breath memories of gills so nobody drowns when the poem ends perhaps the reader begins to glean word for word seeking a buttressing strength through his own voice beyond the text beyond a shore translation: Donald Winkler in: La Traductière N° 30, S.18 * * * unverzüglich verspätung auf reisen schleppt sich die zeit eine strecke entlang rast aber das herz überholt den zug um schneller anzukommen als möglich sein kann in: Poesiealbum neu. 01/2012, S. 29 * * * |
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platz der stimmen die cineasten thronen nun überlebensgroß kein blick zur oper lenkt sie ab von ihrem dialog es mischt sich in die stimmen sprachvielfalt mit accent vielleicht nimmt jemand platz mit eigenen geschichten und fühlt sich doch nicht fremd film ab das leben läuft fehlt nur dass einer kommt und eine arie singt Place de l´Opéra, Toulon Häuserfrontgemälde Fanny, Film von Marcel Pagnol in: Revue Alsacienne de Littérature N° 115-116, 2011 * * * ersatzlos und wieder ist das meer die grenze zwischen menschen und wieder ist die grenze nur geographisch da wo aber räume fehlen allein erinnerung lebt steht meer vergessen nah vergisst an land zu gehen irremplacable et de nouveau la mer est la frontière entre les hommes et de nouveau la frontière est là uniquement géographique où pourtant manquent les espaces et seul le souvenir est vivace la mer proche de l´oubli elle oublie d´aborder traduction: Antoine et Max Alhau extrait d´un cycle de poèmes dans: Europe N° 991-992, 2011 irreplaceable and again is the sea the frontier between men and again is the frontier only geographically clear but no missing space alone memory alive stands the sea almost forgetting forgetting to go ashore translation: Yehuda Hyman * * * verewigt damals war es ein spiel für kinder schiffe zu versenken je rascher desto sieger inzwischen sind sogar flieger als ziel überholt wir kreuzen die himmel noch schneller und treffen alle gestirne wie im traum gewinnen wir weiter an raum auch wenn wir die zeit verlieren zu früh sterben müssen geschwinder als licht liegen wir schließlich unendlich weit vorn immortalisé c´était jadis un jeu pour enfants de couler des bateaux plus tu vas vite meilleur vainqueur tu es entre-temps même les avions sont comme cible dépassés nous croisons dans les cieux de plus en plus vite et atteignons tous les astres comme en rêve nous continuons à gagner de l´espace même si nous perdons du temps et devons mourir trop tôt plus rapides que la lumière nous serons enfin infiniment loin en avant traduction: Antoine Alhau et Max Alhau extrait d´un cycle de poèmes dans: Europe N° 991-992, 2011 * * * |
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frühling frühling sagst du und blühst auf trotz des winters taut auch die sprache das eis schmilzt im mund worte verschwimmen noch vor den gedanken ist wärme zu spüren entfernt sogar schranken als sei die letzte jahreszeit zu übergehen printemps „printemps“ dis-tu et tu t´épanouis malgré l´hiver la langue aussi dégèle la glace fond dans la bouche des mots s´estompent encore avant les pensées la chaleur est perceptible supprime même des barrières comme si l´on pouvait franchir la dernière saison Eva-Maria Berg traduit par l´auteur et Max Alhau dans: La Traductière N°28, 2010 Link: "printemps", Film von Alexandru Pascu, 2010 * * * |
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